Sonntag, 2. September 2012

Selbstverständliche Ehrlichkeit ?

Da hatte nun diese Woche mein Diktiergerät nach 15 Jahren seinen Geist aufgegeben, lange genug hat es ja durchgehalten auf all den Baustellen.
Außerdem, wer arbeitet heutzutage im digitalen Zeitalter auch noch mit diesen kleinen Kassetten.

Also nichts wie hin in die Elektroläden und nach ein wenig Vergleich der Angebote entschied ich mich:
"Olympus" mit 832 Stunden Aufnahmezeit und allerlei Einstellungs-Möglichkeiten bis hin zur Speicherung im PC.
Rund 90 Euronen umgerechnet, aber was sein muß, das muß halt sein für die Arbeit. 
Das war am Mittwoch, und am Donnerstag stellte ich den Winzling bei der Bauberatung stolz wie Oskar auf den Tisch und nahm zwei Stunden Gespräche auf. Denn dazu wollte ich ja ein Protokoll für die 20 Teilnehmer schreiben.

Freitag früh auf Arbeit suche ich das Ding, und siehe da: WEG, nicht zu finden!!!
Nirgends, nicht in der Tasche, nicht im Auto. Aha: Kann ja zu Hause liegen, abends rausgefallen aus der Tasche oder so.
Abends dann der Schock:
Auch nix, das Ding bleibt verschwunden. Meine Laune war ziemlich mies.
Am Sonnabend hatte ich mich schon mit Geld für ein Neues versehen, denn ohne so ein Ding ist halt schlecht arbeiten.
Mein Dolmetscher, der bemerkte meine Verdrossenheit und wir gingen noch mal alle Abläufe seit Donnerstag Mittag durch.

Da waren wir nämlich wegen ständigen Terminen und Besprechungen geschlagene zwei Stunden nach der Mittagszeit irgendwann im Stadtzentrum so hungrig, daß wir ein Restaurant suchten.
Und das Erste war uns schlicht zu teuer, wir bekamen vom Kellner die Speisekarte und gingen dann nach zwei Minuten und der Einsicht, daß man sich billiger sättigen könnte.
Im nächsten Restaurant blieben wir und aßen.

Also meinte mein Dolmetscher nun, man könnte ja sicherheitshalber noch mal dort fragen, wo wir waren, ob vielleicht .....
Nun ja, die Hoffnung war gering, macht man doch in dem Land aus jeder Möglichkeit, zu Geld zu kommen, das Beste.
Und so ein Gerät läßt sich ja auf jeden Fall verkaufen. Es bringt mindestens die Hälfte des Verkaufspreises, also zirka 3 Tageslöhne eines normalen Arbeiters.

In der Gaststätte, wo wir aßen, die Auskunft:
"Keine Ahnung, wir heben zwar auf, was liegenblieb, aber hier ist nichts."

Also letzter Versuch gegenüber,wo wir nach Besichtigung der Preise das Lokal beinahe fluchtartig verlassen hatten:
Ein junger Kellner sagt auf die Frage, ob es denn so eine Fundsache gäbe: "Ja, klar, da vorne am Ecktisch. lag es. Hier ist es."
Klar, Stein vom Herzen gefallen, Aufzeichnung der Gespräche gerettet, Kosten für neues Gerät gespart.


Aber viel wichtiger für mich:
Der Glaube an das Gute im Menschen wurde mal wieder (glücklicherweise) bestätigt.
Der junge symphatische Kellner hat seinen Finderlohn gekriegt, mehr als z.B. in Deutschland üblich ist. Für ihn wahrscheinlich auch eine schöne Überraschung, er strahlte jedenfalls.

Und wer mal in Ulaanbaatar essen gehen will, hinter dieser Fassade:


ist zwar nicht die billigste, aber auch nicht die schlechteste Adresse der Stadt.





 




2 Kommentare:

  1. Da hast Du Glück gehabt.
    Mein indischer Freund lehrte mich damals, stets auf meine Sachen aufzupassen, denn nicht hinter jedem freundlichen Lächeln steckt auch ein ehrliches Herz. Er lehrte es mich auf drastische Art, und mir stockte der Herzschlag, als ich registrierte, dass mein Mobile plötzlich weg war. Ich kam nie dahinter, wie er es angestellt hatte, und er verriet es mir auch nicht. Ich fuchtelte fortan in der Öffentlichkeit nicht mit dem Teil herum, und es war auch nicht das modernste Gerät. Ich passte also besser auf, nahm außer Haus nur mit, was ich tatsächlich brauchte und musste niemandem misstrauen.

    AntwortenLöschen