Sonntag, 13. Mai 2012

Der Lehrer als Autorität

Im zivilisierten Mitteleuropa,  in Deutschland wohl besonders, wird auf die Art der Erziehung der Kinder sehr konkret geachtet. Kein Klapps des Lehrers auf die Finger des Schülers bleibt unbemerkt und wird Kraft Gesetzes gesühnt.

Meine Frau war auch Lehrerin, aber in der Mongolei. Bis 1995 unterrichtete sie in Klassen von der Fünften bis zu Zehnten. Danach lebte sie in Prag.
Manchmal erzählte sie mir von damals, von den Klassen, den Schülern, den Erziehungsmethoden.
Da wurden die Kinder regelmäßig zum Reinigen der Räume rangezogen, es gab auch mal eine Kopfnuss.
Appelle an der Fahne gab es, auch auch nach Ende der sozalistischen Ära, die Schuluniform war und ist ein Statussymbol, nicht die Marke der Jeans oder des T-Shirt.

Nun sind wir hier in der Mongolei zu Hause, und die Nachricht von der Ankunft der "Uran-Bagsch" (auf Deutsch: der Lehrerin namens Uran) verbreitete sich schnell in diesem kleinen Volk.
Schon bald gab es Einladungen von Gruppen ehemaliger Schüler, und besonders die jungen Frauen suchen die Nähe der ehemaligen Lehrerin.

Ganz besonders berührte mich heute eine Begegnung im Supermarkt, als wir Einkaufen waren.
(Ja, es war Sonntag, und man kann wie an jedem Tag shoppen, nur zur Erklärung.......)
Eine junge Frau stellt sich vor uns und fragt: "Sie sind doch Frau Lehrerin Uran, stimmts ?" Meine Frau bestätigte das, aber war sich aber unsicher, wer da vor ihr steht.


Jedenfalls erklärte die junge Frau, wer sie ist, wann sie zur Schule ging, und daß sie jetzt an der Universität als Dozentin für Genetik arbeitet.
Sie habe neulich bei einem Treffen mit Klassenkameraden davon gehört, daß die Lehrerin wieder da sei und alle waren froh darüber.

Nun traf sie uns im Supermarkt, war darüber überglücklich und freute sich, daß sie ab jetzt Kontakt mit ihrer früheren Lehrerin haben kann.
Ganz menschlich, natürlich, vielleicht für europäische Denkweisen banal.
Hier ist es einfach etwas Schönes.
Auch wenn es damals vielleicht eine Kopfnuss oder den Klaps auf die Finger für die Ungezogenen gab........
   
 

3 Kommentare:

  1. Jo, der lehrer geniesst in Asien besonderer Verehrung, mit Recht. Leider haben wir das in Teutonien vergessen.

    Moin, Uleu

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  2. Na, die Klassenräume zu putzen und Kopfnuss war ja in UdSSR auch. In der DDR etwa nicht?
    Alex

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