Sonntag, 22. April 2012

Über die Nützlichkeit von Schlitzaugen

Seit gestern gehen die Temperaturen heftig nach oben, 18 bis 20 Grad mit einer starken Sonne sind in der Höhe von Ulaanbaatar recht gut zu ertragen.
Das Ganze hat aber einen Haken, und der heißt:
Wind.



Heute, am Sonntag, fegt ein Sandsturm durch die Mongolei und ihre Hauptstadt, der es in sich hat.
Aus meinem Fenster sehe ich die Umgebung nur noch zirka 500 Meter, der Rest von Stadt und Landschaft wird  von einer braungelben, nebelartigen Schicht verborgen.

Dummerweise war ich auf dem Weg zum Einkaufen, als das Ganze begann, und es ist ein furchtbares Gefühl, diesen extrem feinen, mehlartigen pudrigen Staub in der Nase und zwischen den Zähnen zu spüren.
Besonders unangenehm ist er jedoch in den Augen, es reibt und die Tränen fließen.
Auch wechseln die Winde in den Häuserschluchten ständig ihre Richtung und treiben mit richtigen Mini-Tornados immer neue Staubwolken durch die Straßen.
Da heißt es Stehenbleiben, Deckung suchen, Augen zu, Luft anhalten und die paar Sekunden abwarten, bis die Schwaden vorbei gezogen sind.

So wird mir klar, daß wir Nicht-Asiaten mit unseren großen Sehorganen eindeutig benachteiligt sind.
Die Passanten auf der Straße schmunzelten über meine leidgeprüfte Mimik im verzweifelten Versuch, einen Kompromiß zwischen "Augen zu" und "doch noch was sehen" zu finden.
Sie haben ihre "Sehschlitze" mühelos auf ein-zwei Millimeter verengt und nehmen das Ganze sehr gelassen.

Allerdings meint die Verwandtschaft, daß es einen solchen Sturm in ihrer Erinnerung noch nie gegeben hat.
Klimawandel wird so erlebbar.
Und auch die Auswirkungen von immer mehr Baugruben und graslosen Flächen dort, wo früher mal Parks und Brunnen waren.Und geregnet hat es dieses Jahr auch noch gar nicht.
Lediglich ein paar Schneeflocken fielen letzte Woche, die aber von der Sonne sofort wieder weggeputzt wurden.


Das eigentlich Bedauerliche ist, daß gestern am Sonnabend der "Subbotnik" als Frühjahrsputz angesetzt war und sich freiwillige Heerscharen von fleißigen Straßenfegern durch Straßen und Freiflächen gekämpft haben, um den Winter-Müll zu beseitigen.
Jetzt hat der Wind alles Mögliche aus diversen Ecken und Müllbehältern wieder neu und gleichmäßig verteilt.
Aber das nimmt man gelassen. Es ist halt so.

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